Mythos BDSM Beziehungen

BDSMler sind auch nur Menschen. Ja, wirklich! Kaum zu glauben, wenn man in so manchen Foren mitliest. Mit welcher Regelmäßigkeit – und im tiefsten Brustton der Überzeugung – dort etwa behauptet wird, keine andere Form der Liebesbeziehung könne jemals so tief gehen wie eine BDSM-Beziehung.

Oder: Keine Bindung, kein Verständnis zwischen zwei Menschen werde je so intensiv sein wie jene zwischen Dom und Sub.
Gewagte Thesen!

Versteht mich bitte nicht falsch: Ich liebe und brauche den Kinkanteil in meiner Partnerschaft. Ich will gar nicht mehr ohne. Aber ich bin ziemlich sicher, dass das, was eine BDSM-Verbindung für manche gefühlt „besser“ macht, schlicht in der vorangegangenen Selbsterkenntnis beider Partner liegt, im Eingeständnis dessen, wer man ist, und vielleicht auch in der Versöhnung damit. In dem Wissen, was unsere tiefen Bedürfnisse sind, wenn es um Liebe und Sexualität geht. Im offenen Auseinandersetzen mit auch verborgenen (und manchmal vielleicht durchaus peinlichen) Fantasien. Und vielleicht sogar in deren regelmäßiger Erfüllung.

Wenn all das gegeben ist und dann noch der beidseitige Wille hinzukommt, gemeinsam in eine Beziehung zu investieren, kann sie sich tatsächlich außergewöhnlich und nahezu perfekt anfühlen.
Das mag sein. Weil wir hier dann eben ganz wir selbst sein dürfen – und das ist fantastisch.

Aber: Eine BDSM-Beziehung an sich ist kein Stück tiefgehender, romantischer, verbundener oder gar „besser“ als irgendeine andere Art von Liebes- oder Lebensmodell. Sie kann genauso dysfunktional, oberflächlich oder übergriffig sein wie jede andere.

Und sich das bewusst zu machen, ist verdammt wichtig. Gerade in Partnerschaften mit Machtgefälle sollte man genau wissen, was einen wirklich glücklich macht – und wo die eigenen Grenzen liegen.

Das unkritische Überromantisieren solcher Strukturen ist nämlich keineswegs harmlos. Ständige Pauschalaussagen wie „Niemand versteht dich so allumfassend wie dein Dom!“ können dazu beitragen, dass das eigene Urteilsvermögen ins Wanken gerät.

Also: Eine Beziehung, in der wir ganz wir selbst sein dürfen, ist etwas Besonderes. Wenn wir es schaffen, offen und schamfrei miteinander zu sprechen und gemeinsam am selben Strang zu ziehen, kann daraus echte Nähe und beruhigendes Vertrauen entstehen.

Die Liebe zu einem Menschen, der unsere Fantasien teilt, uns annimmt und versteht – bei dem wir uns fallen lassen und zu uns selbst finden können –  das ist die Basis, die wirkliche Tiefe ermöglicht. Ganz egal, ob mit oder ohne Kink.

Antworten

  1. Avatar von

    Vielen Dank für diesen Text … Sie haben recht … auch Kinkies, Fetischler und Bdsmler sind nur Menschen … mit Höhen und Tiefen in der Beziehung … und um so wichtiger ist es zu erkennen, wieviel Vertrauen eine Femdom und Sub Beziehung erfordert und ermöglicht ….

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  2. Avatar von

    Danke

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