Ja, in einer Beziehung läuft nicht immer alles perfekt und so, wie man sich das wünscht. Auch nicht in einer FLR, das ist klar. Die Frage ist: Wie geht man damit um, wenn eine Person führt und die andere zu folgen hat – und es geht etwas schief? Wenn es einfach mal hakt?
Beide können Fehler machen: Sie genauso wie er. Denn beide sind Menschen, und weder Dominanz noch Devotion macht uns in irgendeiner Weise „besser“ oder gar unfehlbar.
Meiner Erfahrung nach fällt es in D/s-Beziehungen oftmals besonders schwer, über Dinge zu sprechen, die man verbockt hat. Dabei ist es da besonders wichtig, klar und ehrlich miteinander zu sein! Fehler einzugestehen, macht uns nicht schwächer oder schlechter, sondern das Gegenteil ist der Fall: Wir werden dadurch besser und wir wachsen daran. Als Führende werde ich sogar glaubhafter, wenn ich Fehler offen erkennen und eingestehen kann.
Mir als Domme bricht definitiv kein Zacken aus der Krone, wenn ich mal zugeben muss, dass eine meiner fantastischen Ideen womöglich nicht ganz so genial war, wie ich dachte. Und von meinem Sub und Partner erwarte ich auch, dass er so etwas mit einer gewissen Gelassenheit nimmt und mich nicht nur dann als Königin ansehen kann, wenn ich makel- oder fehlerlos auf meinem Marmorsockel throne. Ich bin ein Mensch. Ich greife mal daneben, irre mich, verzettele mich. Ich bin nicht perfekt – und will und werde das auch niemals sein.
Genauso muss ich auch souverän damit umgehen können, wenn er Fehler macht oder nicht so agiert, wie ich mir das eigentlich gewünscht hätte. Ich weiß, wie viel es ihm ausmacht, wenn das passiert. Und ich werde den Teufel tun, das gegen ihn zu verwenden.
Was beileibe nicht heißen soll, dass es keine Konsequenzen für Fehlverhalten gibt. Da hat jede FLR wahrscheinlich ihren eigenen Umgang damit, was ja auch ein Teil des Sinns der Sache ist, denke ich. Aber bitte ohne Psychodruck und emotionalen Rückzug!
In D/s-Beziehungen sehe ich relativ häufig das Guilt-Trip-Spiel: das (ziemlich ungesunde) „Spiel“ mit der Schuld. Und ich weiß auch, warum: Weil es einfach ist. Weil es kickt. Weil es erlernte, kindliche Verhaltensmuster bedient und auf den ersten Blick „funktioniert“.
Das Guilt-Trip-Spiel geht so: Er macht etwas falsch, sie ist daraufhin zutiefst enttäuscht von ihm. Er erniedrigt sich, überhöht sie, fleht um Vergebung, welche sie irgendwann, widerwillig (zum Teil meist nur), gewährt. Gefühlt sind die gewünschten Positionen „sie oben, er unten“ dadurch wiederhergestellt – und während das Spielchen läuft, fühlt es sich vielleicht auch tatsächlich irgendwie geil an: Sie ganz oben, er ganz unten.
Aber es ist zutiefst ungesund und es macht etwas kaputt. Und zwar auf der partnerschaftlichen Ebene. Es ist nämlich ein Spiel ohne echten Konsens, das gar nicht im offen kommunizierten Kink-Kontext abläuft, sondern auf beidseitigen Ängsten und Unsicherheiten basiert. Und das ist niemals gut für die Liebe. Denn die braucht Stabilität und Zuverlässigkeit, Offenheit und den Willen, miteinander zu kommunizieren. Auch, wenn es eine Liebe mit gelebtem Machtgefälle ist.
Wie ist das bei euch? Könnt ihr gut miteinander darüber sprechen, wenn etwas schiefläuft oder eine(r) von euch einen Fehler gemacht hat?

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