Es gibt ja immer wieder Themen, Spielarten und Vorlieben, bei denen man sich als Paar nicht so vollkommen überschneidet, egal wie gut es auch sonst passen mag.
Beim Eigentum und mir, sind das z.B. die Bereiche Shibari, welches er liebt, ich aber nur mehr oder minder ratlos zusehen kann, und Spanking – was mir unglaubliches Vergnügen verschafft, ihn jedoch eher… abschreckt.
Wie wir in unserer monogamen FLR damit umgehen, wenn einer von uns eine gewisse Sehnsucht nach etwas empfindet, das der jeweils andere nicht so recht geben kann oder will, habe ich schon einmal ausführlicher beschrieben. Darum soll es hier also nun gar nicht groß gehen. Ich möchte mich vielmehr dem eigentlichen Thema Spanking zuwenden und was es denn mit mir, als rein aktivem Part, so macht. Denn ich könnte mir vorstellen, dass das für nicht wenige schwer nachvollziehbar sein könnte und voller Missverständnisse liegt.
Warum empfinde ich es als schön, jemanden der sich mir hilflos ausliefert, den Hintern – und durchaus auch andere Körperteile – zu verhauen?
Ein guter Freund redet im Zusammenhang mit Spanking immer wieder von „verprügeln“. Ein Begriff, der für mich gefühlt absolut rein gar nichts damit zu tun hat und auf mich sehr, sehr abschreckend und unerotisch wirkt. Ich mag diesen Ausdruck nicht und assoziiere ihn auch nicht mit dem, was ich da lebe. Spanking ist für mich rein gar nichts Grobes, oder irgendwie brutales. Selbst wenn so eine Session durchaus auch mal sehr körperlich fordernd und schmerzintensiv werden kann – in der richtigen Situation, mit einem Gegenüber, das das auch anzunehmen und zu genießen vermag.
Ich liebe es, ganz, ganz langsam anzufangen, Nähe und Vertrauen aufzubauen und dann die Spannung und Intensivität nach und nach zu steigern. Dafür setze ich gerne unterschiedliche und wechselnde Schlagwerkzeuge ein, ebenso wie meine Hände oder auch mal meinen ganzen Körper.
Besonders hilfreich ist es dabei für mich, schon im Vorfeld möglichst genau zu wissen, welche Schmerzreize denn mein Mitspieler eher genießen kann – und welche er vielleicht eher als unangenehm empfindet. Auch ob und wie weit da bereits intensivere Erfahrungen gemacht wurden ist eine sehr wichtige Information, die dazu beitragen kann, dass das Ganze zum Genuss für Beide wird.
Unterschiedliche Tools provozieren unterschiedliche Arten von Schmerzen, das ist klar. Es gibt u.a. als spitze, scharfe, stechende, hohe, dumpfe, tiefe, reißende, brennende oder sogar als warm oder kalt empfundene Schmerzen. Und es ist unglaublich individuell, was das mit dem Empfangenden so macht. Manche lieben nur eine Sorte Schmerz, andere brauchen eine möglichst große Varianz und Bandbreite, so mancher hasst sogar einen ganz bestimmten Reiz, sucht ihn aber – typisch masochistisch – dennoch.
Auf der aktiven Seite ist es für mich allerdings auch so, dass ich manche Arten von Schmerz besonders gerne schenke, und andere nicht geben mag. So kann ich mich z.B. am Spiel mit Floggern, Peitschen, Snakes, dünnen Rohrstöcken, Seilen aller Art und Gerten (also eher dem, was „hohen, spitzen, scharfen“ Schmerz verursacht) enorm erfreuen und mich vertiefen. Dumpfes und schweres, wie u.a. unbewegliche Holzpaddles oder schwere Stöcke, mag ich hingegen nicht.
Ich kann nicht genau sagen, woran das liegt, dass dem so ist. Es ist eine Gefühlssache. Und definitiv auch eine Frage der Reaktionen, die ich mit dem Einsatz dieser Gerätschaften erzielen kann.
So richtig wundervoll kann eine Spankingsession werden, wenn man sich beidseitig vollkommen vertrauensvoll hineinfallen lassen kann. Wenn man sich im Einklang fühlt, gibt und nimmt – und sich ein perfekter Spannungsbogen aufbaut, von dem man wünscht, er könne nur immer weiter gespannt werden und müsse nicht enden.
In den Momenten, in denen ich merke, dass mein Spankee sich voll und ganz auf das einlassen kann, was ich ihm (oder ihr) gebe, die Seele anfängt zu fliegen und der Kopf sich im Adrenalin- und Glückshormonrausch euphorisch abschaltet, da hat diese doch so merkwürdige Sache einfach Sinn.
Nein, mit „verprügeln“ hat das für mich ganz sicher nichts zu tun. Auch nicht unbedingt mit Sex. Viel mehr mit einem aufeinander Einlassen. Mit Kommunikation, Vertrauen, Nähe. Mit Hinspüren – und zwar in beide Richtungen.
Ich erlebe dann, im Idealfall, ein äußerst befriedigendes Gefühl von Konzentration, Fokus und Kontrolle, von Stolz und angenehmer Zufriedenheit.
Aber ja, solch eine Situation kann durchaus auch kippen. Auch das ist mir schon ein paar mal passiert! Ein kurzer Disconnect, eine versehentliche Fehleinschätzung oder ein daneben gegangener Hieb, können große Auswirkungen auf meinen positiven Flow als Aktive haben und mich sogar plötzlich ganz „raus reißen“, wenn es dumm läuft.
Oder, was ich sogar als noch unangenehmer empfinde: Wenn nach einer intensiven Spankingsession keine wirkliche Aftercare und gemeinsames Runterkommen möglich ist, z.B. bedingt durch äußere Umstände. Dann kann es sein, dass ich nach einem Abfall der Hormonwelle, meist nach einigen Stunden, in ein tiefes Loch falle und an mir selber zweifle, oder mich gar schäme.
Ich brauche tatsächlich die Rückversicherung, dass diese intensive, intime Nähe, unser gegenseitiges Verständnis – und auch das, was ich an Empfindungen zufügte und empfing – real und beidseitig war. Sonst fühlt es sich schnell falsch und nachträglich verdreht an.
Spanking kann also viel, viel mehr sein, als bloßes „Aua machen“, oder das Ausleben von Macht- und Ohnmachtsfantasien.
Auch für die Gebende.

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