Partnersuche im Kink – aus FemdomSicht

Durch eine aktuelle Forendiskussion bin ich an der Frage hängengeblieben, was denn verdammt noch mal, die Suche nach dem passenden Gegenstück im BDSM Kontext so schwierig mache. An sich eine gute Frage – aber ist sie denn auch wirklich wahr? Ist die Partnersuche im Kinkkontext tatsächlich schwieriger, als für Vanillas?

Ich denke, nein.
Auf der einen Seite schrumpft natürlich der Pool, aus welchem wir schöpfen, deutlich. Denn alle Normalos haben sich ja von vorneherein schon disqualifiziert und fallen durch die fehlende Neigung raus. Allerdings wächst die Wahrscheinlichkeit, ein passendes Gegenüber zu finden, wohl tatsächlich nicht mit der Auswahl, sondern mit der Bereitschaft und dem Wunsch, sich wirklich auf ein Gegenüber einzulassen. Wir brauchen also nicht vier Milliarden potenzielle Partner, sondern können genauso gut unter vierhundert suchen. Oder unter vierzig. Wer da einfach niemanden spannend genug findet, um sich näher kennenlernen zu wollen, der sucht eventuell nach etwas ganz anderem, als nach Bindung.

Ja, ich weiß: gefühlt kommen auf eine suchende Femdom fünf Malesubs. Aber von fünf Femdoms, die ich kenne, sind drei schon fast verzweifelt auf der Suche nach ihrem passenden Pendant. Vergebens.
Woran das liegt? Sind sie verwöhnt? Zu anspruchsvoll? Abgehoben gar? Ich denke nicht. Die dominanten Singledamen, die ich kenne, sind größtenteils sehr engagiert und aktiv in ihrer Suche. Sie Daten, gehen aus, machen sich schick, geben Chancen und arbeiten an allem, was auch nur ansatzweise nach „Beziehung“ aussehen könnte. Trotzdem klappt es oftmals nicht über das dritte Treffen hinaus. Leider.

Mein Gedankenansatz, warum dies so sein könnte, ist folgender:
Viele Malesubs sind auf der Suche nach einer Femdom. Manchmal so lange und so verzweifelt, dass es sich schon so anfühlt, als sei es eigentlich egal, wer da ihren Kink befriedigt. Hauptsache schnell, direkt und viel davon.
Frauen jedoch, mich inbegriffen, wollen meist erst einmal als komplettes, menschliches Wesen wahrgenommen werden, nicht als Kinkprovider. Projektionsfläche für fremde, sexuelle Wünsche zu sein, ist nämlich nur für die Allerwenigsten ein seltenes, oder angenehmes Gefühl. Auch, wenn es Männern oft erstaunlich schwerfällt dies zu verstehen, da es ihnen andersherum offenbar als Gipfel des Erstrebenswerten erscheint.
Und wenn dann direkt nach dem ersten Kaffee gefordert wird, man möge jetzt endlich mal die Peitsche rausholen, oder wenn der Sub nach dreiwöchigem Verehren und inbrünstigen Anbeten, dann plötzlich doch bemerkt, dass die Anreise für ein reales Treffen viel zu weit und unbequem wäre, dann ist das mehr als nur ernüchternd. Es ging nie um uns. Sondern um eine Fantasie. Und wir wollen keine Fantasie sein.
Ich bin sehr sicher, dass es noch weitere, andere Probleme geben wird, die verhindern, dass Mann und Frau hier zusammenkommen, jedoch beschreibe ich hier ganz bewusst eine Problematik, welche ich persönlich recht häufig wahrnehme. Sie ist nicht die einzige und wahrscheinlich nichtmal für Alle umfassend richtig, aber sie existiert.

Wenn eine Femdom also ungebeten eine eifrige „Sklavenbewerbung“, oder ein „Huhu, du bist dominant?!“ in ihrem Postfach findet, vergeht sie nicht vor Glück und Neugier, sondern ist genervt. Und zwar NICHT, weil sie so viele davon bekommt, sondern weil es wahllos ist. Genauso gut könnte ein Mann ihr schreiben: „Hallo, ich bin auf der Suche nach einer gratis Dominaflaterate von irgendwem. Bock, mir das zu liefern?“
Und ja, auch wenn ein ausgeklügelter, charmanter, personalisierter Text geschrieben wurde: Ist der Inhalt doch wieder nur eine Suche nach der Kinkproviderin, so stößt er meist auf taube Ohren. Was frustriert, klar. Und zwar beide.
Ich weiß, dass viele Männer das kaum nachvollziehen können. Und zwar nicht, weil sie doof oder gemein wären, sondern weil sie einfach anders denken.
Betonen möchte ich an dieser Stelle noch einmal, dass ich hier natürlich ausdrücklich über die Partnersuche spreche. Und nicht über die Suche nach einer Neben- oder Spielbeziehung. Das ist wieder etwas vollkommen anderes, da gelten womöglich andere Regeln.

Suche ich, als Femdom, einen Partner, so möchte ich spüren, dass ich für ihn auch müde, verschnupft und im rosa Pyjama interessant wäre! Weil ich nämlich ein vielseitiger, kompletter Mensch bin. Den interessiert, wie ich fühle, denke und handle. Ich möchte nicht auf eine einzige meiner vielen Charaktereigenschaften reduziert werden. Genauso wenig, wie ich meinen Mann jemals nur auf seine Submissivität oder Devotion reduzieren würde. Ich will das ganze Paket! Denn das ist wundervoll, aufregend und sehr, sehr spannend.

Antworten

  1. Avatar von

    Guten Abend, das ist eine Seite. Ich hatte im bdsm als devoter Mann über 3 Jahre eine dominante Frau/ Partnerin gesucht und bin in den Jahren leider nur an solche „Herrinen“ gelangt die immer nur Geld im Voraus wollten uns eigentlich nur auf Findom auswaren.

    Am Ende letzten Jahres traf ich meine Freundin die jetzt meine Sub ist also als MLR hinauslief.

    Aber dies ist auch nur als Zufall so gekommen dass ich von der devotion in die Dominanz fand.

    Gruß Ronny

    Like

    1. Avatar von Commandress

      Das ist ja spannend, Ronny.
      Und, würdest du sagen, dass du den Frauen wirklich das Gefühl gegeben hast, dass du sie persönlich, menschlich interessant und kennenlernenswert fandest, auch ganz abseits vom Kink? Und hast du auch selbst etwas interessantes geboten, außer deine Neigungen?
      Wenn dir *jedesmal* ein Geschäft vorgeschlagen wurde, könnte man aber auch darüber nachdenken, ob du immer wieder einen ganz bestimmten Typ Frau kontaktiert hast.
      Aber die Hauptsache ist ja, dass ihr euch nun gefunden habt und offenbar zufrieden miteinander seid. 🙂

      Like

  2. Avatar von

    Also ich denke, der Faktor Zeit spielt eine Rolle. Zuerst reagieren sie (Malesubs u.a.) auf Schönheit und Sex Appeal, später entdecken sie nach und nach „das ganze Paket“ (das sie zunächst ja gar nicht kennen können).

    Gruß David

    Like

Hinterlasse einen Kommentar