Gedanken über Dominanz

Gerade habe ich mich beim gemeinsamen Kochen mit Mr.S. darüber unterhalten, wie das denn so sei, mit der Dominanz. Ob das eine Veranlagung ist, eine Selbstwahrnehmung, ein Gefühl? Angeboren oder anerzogen?
Ich würde ja von mir selbst behaupten, dass ich letztendlich schon immer so war: dominant. Ich habe schon immer gerne die Spielregeln aufgestellt und gesagt, wo´s lang geht, hatte mit dreizehn schon sehr fragwürdige Fantasien zu Winnetou am Marterpfahl.
Und über die Jahre habe ich diese Grundveranlagung dann mal mehr, mal weniger bewusst ausgebaut und gefestigt.
Ich weiß inzwischen, dass einige meiner frühesten und intensivsten Beziehungskonflikte im Endeffekt unausgesprochene Machtkämpfe und sehr, sehr unausgegorene Dominanzspielchen waren, die ich aber selbst zu diesem Zeitpunkt nie hätte benennen können.
Inzwischen bin ich mir über meine Veranlagung und meine Wünsche recht in Klaren und mit mir dahingehend weitestgehend im Reinen, was ich sehr genieße. Früher hätte ich mir allerdings weder vorstellen können, noch zu träumen gewagt, dass für diese Ideen und Fantasien, die ich da so hegte, überhaupt ein passendes Pendant existieren könnte. Ich war, wie wohl die meisten Menschen in jungen Jahren, davon überzeugt, dass ich paradoxerweise mutterseelenallein auf weiter Flur mit meinen Empfindungen stünde, und es gleichzeitig niemals jemanden geben könne, der genau andersherum empfände, als ich.
Die Erkenntnis, dass es doch tatsächlich begeisterte Freiwillige für die Rolle des an den Marterpfahl Gefesselten gab, war quasi eine Offenbarung, die mit einem Schlag jegliches latentes Schuldgefühl, das ich über meine Bedürfnisse empfand, von mir nahm und zu etwas Positivem werden ließ.

Meine Dominanz hat nichts mit Wut zu tun, ist weder laut, noch aggressiv. Ich empfinde keine Abneigung und ganz sicher keinen Funken des Hasses gegenüber Männern im Allgemeinen, oder gar devoten Männern im Konkreten. Im Gegenteil: Ich bin inzwischen absolut davon überzeugt, dass nur echte Devotion mich vollends ergänzen und glücklich machen kann. Dass allerdings eben diese nicht an jeder Ecke zu finden, und dass sie ebenso wertvoll und selten ist wie das, was ich zu bieten habe, ist mir durchaus sehr bewusst.
Und ich genieße diese Erkenntnis.

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  1. Avatar von Rolf K.
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    ja, das mit dem Marterpfahl – dies waren auch meine Gedanken in frühester Jugend. Damals entstanden Zeichnungen, die ich in einer kleinen Zigarrenkiste versteckte und die meine Eltern natürlich nicht finden durften. Das Gefühl von Scham hat mich über die Jahre immer begleitet – Devotion als Schwäche interpretiert. Und jetzt in sehr reifem Alter habe ich die Gelegenheit bekommen, dies zu leben, dabei möchte ich bis heute nicht, dass von dieser Neigung jemand erfährt. Natürlich ist es schwer eine passende Partnerin zu finden. Aber es ist auch irgendwie reizvoll ein Geheimnis zu besitzen. Ein Geheimnis, das fantastischer und inspirierender nicht sein könnte – völlig losgelöst von dieser irren Welt da draussen.

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