Ich wurde darum gebeten, darüber zu schreiben, was einen „guten Sub“ für eine FLR-Beziehung denn ausmachen würde.
Ich wünschte, auf so etwas gäbe es eine pauschale Antwort. Oder besser gesagt, da es derlei selbstsichere Beiträge natürlich zu Hauf im Internet gibt: Ich wünschte, die Vorstellung, es gäbe eine perfekte Menschenschablone für irgendein Beziehungsmodell, wäre nicht so omnipräsent!
Denn: Es gibt ihn einfach nicht, den perfekten Sub. Vielleicht mag es ihn für mich geben, aber die nächste Femdom kann dann sicherlich wiederum so gar nichts mit ihm anfangen.
Die eine will den Ritter, die andere die „Brat“ – und wieder die nächste braucht einen hochdevoten Diener. Und meist, wenn wir ganz ehrlich sind, finden wir den zu uns passenden Menschen eh irgendwo zwischen Wunschvorstellung und unerwartetem Überraschungspaket.
Was man aber sehr wahrscheinlich sagen kann, ist, dass es manche Eigenschaften einfacher machen dürften, der männliche Part in einer FLR zu sein, als andere. Ebenso machen manche dieser Eigenschaften, wenn er sie denn hat, es wohl auch der Frau in ihrer Rolle angenehmer.
An erster Stelle sehe ich da auf jeden Fall den intrinsischen Willen, ernsthaft die Kontrolle abzugeben. Wer die Idee an sich, realistisch betrachtet, gruselig findet, ist wohl ein eher schwierig zu führender Sub und tut niemandem einen Gefallen damit, sich auf eine solche Beziehungsform einzulassen.
Und schlechte News: Die Kontrolle ausschließlich auf sexueller Ebene abgeben zu wollen, ist leider keine Basis für eine weiblich geführte Beziehung. Das ist etwas anderes, nämlich Femdom-Sex, keine FLR. Daran ist an sich überhaupt nichts falsch, aber für Femdom-Sex braucht man keine FLR – und nicht in jeder FLR gibt es Femdom-Sex. Wer das weiß, macht es sich oftmals leichter. Und anderen auch.
Eine gewisse Devotion und Hingabe gegenüber der Frau ist also genauso unabdingbar wie der ehrliche Wille, sich grundsätzlich führen zu lassen. Immerhin soll es keinen Machtkampf, sondern ein harmonisches Miteinander werden.
Als ausgesprochen wichtig sehe ich es übrigens in diesem Bereich an, dass man dazu in der Lage ist, zu sich und seinen Neigungen möglichst umfänglich zu stehen. Und mit sich da also im Reinen zu sein. Wer sich selbst nicht liebt, liebt auch keine andere von Herzen.
Der Wunsch, sich nützlich zu fühlen, klare Anweisungen zu bekommen, sowie die ehrliche Möglichkeit, los- und sich selbst auf etwas einzulassen, sind ebenfalls wichtig.
Ein Sub sollte außerdem in der Lage sein, sich an Vorgaben und Regeln von außen zu halten. Ohne das hilft alles Wollen nichts.
Wenn das aber alles gegeben ist: Gratulation! Es besteht gutes Sub-Potenzial.
Trotzdem müssen natürlich noch so viele andere persönliche Eigenschaften zueinander passen, damit es wirklich klappen kann.
Bei mir ist es zum Beispiel der Spieltrieb. Den habe ich im Übermaß – und ich brauche ihn bei meinem Mann. Außerdem ist meine kinky Seite ziemlich ausgeprägt. Jemand, der sich da nicht als experimentierfreudig erweist, wäre wohl eher kein so gutes Match und schnell von mir überfordert.
Und last but not least müssen dann noch die ganzen anderen Dinge übereinstimmen, die man so braucht, um miteinander leben zu können und zu wollen: ähnliche Wertvorstellungen, Humor, Ehrlichkeit, Kommunikationsfähigkeit, Lebensplanung …
Zusammengefasst heißt das also: Eine D/s-Beziehung ist eine Beziehung zwischen zwei vollwertigen, vollständigen Persönlichkeiten. Und die müssen einfach wirklich ganz sie selbst sein können und dann auch noch zueinander passen. Im Vordergrund steht noch immer der Charakter, nicht die sexuelle Neigung.
Erst wenn da eine echte Passung gegeben ist, kommt zum Tragen, wie relevant seine Devotion – und ihre Dominanz – noch werden könnte. Zumindest, wenn es um Liebe geht.

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