Eine Kurzgeschichte von Sabeth Eigensinn
Er hat die falsche Bahn erwischt und es gibt einen vierzigminütigen Ausflug um ihn am Ende der Welt einzusammeln. Er wirkt zerknirscht und gestresst und möchte die letzte Viertelstunde ungeschehen machen, aber das geht nicht und so muss er sich schweigend meiner Laune ergeben.
Ich lasse ihn sich kurz frisch machen und etwas trinken und dann ist er nackt in Handschellen und steht blinzelnd in der Sonne und schaut mir beim Espressogenuss zu.
Ich möchte möglichst zügig im Hier und Jetzt mit ihm ankommen.
Wenn ich anfange seine Nacktheit zu kommentieren, hebt sich sein Schwanz, als habe er etwas beizutragen.
Ich frage ihn, ob er Julia dabei habe und sein Blick sinkt zu Boden. Augenblicklich verwandelt er sich von einem etwas aus der Bahn geworfenen, deplatzierten Krieger in eine jungfräuliche und schüchterne Julia.
Es geht auf dem Tisch weiter – seine (birken)weiße Haut wartet auf Zeichnung.
Ich schlage ihn mit der Hand. Nicht ihn – Julia – lasse ihm Zeit anzukommen in seiner Rolle, auf meinem Tisch, im Geschundenwerden. Julia stöhnt und wimmert und hat ein bisschen Angst, erst recht, als ich ihr vergangene Verfehlungen vorhalte und Strafe ankündige.
Die Hiebe mit dem Rohrstock verlangen ihr Selbstbeherrschung und Durchhaltewillen ab. Immer wieder muss ich sie zur Mäßigung ihrer Schmerzenslaute mahnen. Ich verabreiche ihr einen Knebel, der sie zwingt laufen zu lassen, sich noch ein bisschen mehr zu ergeben. Sie hasst jeden Hieb. Aber sie will leiden und schlägt meine Angebote die Strafe zu stunden, aus. Sie weiß, wie dringend und nötig jeder einzelne Hieb für ihren Mindset ist, den sie während ihres Aufenthaltes bei mir dringend braucht.
Zwischendurch wird gekocht und gegessen und ich zwinge den Hünen in meiner kleinen Küche unbeholfen und nutzlos nackt im Weg zu stehen.
Später im Bett lasse ich mich sanft massieren und nehme mir Zeit mich ausgiebig bedienen zu lassen. Ich habe keine Lust die Domina zu geben. Er soll sich nun nützlich machen, mir seinen ausgesprochen schönen Schwanz hinzuhalten oder ggf in genau die Bewegung zu versetzen, die mich in Verzückung bringt. Er darf kommen und ergießt sich auf alles, was in Reichweite ist. Ich antworte mit Ohrfeigen, die ihn jedesmal aus der Fassung bringen. Dieses kurze Entsetzen, diese „Kleine Niederlage“, die sich in seinem Ausdruck spiegelt, ist vielleicht das schönste Geschenk, das er mir gemacht hat.
Nach einer Pause geht es weiter. Ich bin schon etwas schläfrig und lasse mir eine seiner Geschichten erzählen, eine von denen für seine devoten Mädchen. Eine Daddy -Geschichte mit etwas Strenge und sexueller Nötigung und hoffe mich in alte Filme fallen lassen zu können. Aber es klappt nicht, ich finde mich nicht ein, mein Körper reagiert nicht mehr auf die alten Trigger und auch seine Erregung hält sich in Grenzen. Sobald ich verbal übernehme, wächst er in meine Hand und wir schlafen miteinander.
Es fühlt sich warm und gut an, auch, wenn er nach Fremdheit riecht und ich spüre, dass wir uns beide auf diese Art von Nähe und Intimität nicht richtig einlassen können. Danach schicke ich ihn ins Bad und wasche mich ebenfalls. Besudelt und erschöpft liegen bleiben wäre nun wirklich zu viel der Romantik.
Nach seinem Orgasmus zieht er die Rolläden runter und versucht sich nach Hause zu beamen. Ich muss ein bisschen schmunzeln und stelle fest, dass ich es ihm nicht übel nehme. Ich bin nur halb.
Das Anschmiegen in Löffelchen später fühlt sich gut an – endlich traut sich mal einer mich anzufassen!
Morgens liegen wir einigermaßen entspannt in der Sonne auf dem Balkon und er erzählt mir von sich und seinen Kriegsschauplätzen. Ein paar Intimitäten und kleine Geheimnisse, die mein Bild von ihm abrunden. Er ist keiner, der gut und gnädig mit sich ist – und das hier in Bergheim kostet ihn etwas.
Er kann ein bisschen glänzen mit seiner gesammelten Erfahrung und Routiniertheit. Ich traue ihm. Er ist zu uneitel um falsch zu sein.
Dennoch hat er Julia schon in seinem Rucksack verstaut und ich habe keine Zeit und keine Ruhe sie da wieder rauszurupfen für eine kurze Nummer.
Ich bringe ihn zur Bahn und mein Gefühl ist: zurück in seine Sicherheit der Autonomie und mich in Verantwortung und Ordnung.
Ein Wolf im Schafspelz, denke ich und dass es mir andersrum auch nicht gefallen würde.
Diese wundervolle Kurzgeschichte wurde mir zur Verfügung gestellt von Sabeth Eigensinn, selbst Femdom aus NRW und in einer FLR lebend.
Schreibt ihr ebenfalls Texte mit passender Thematik und würdet diese gerne hier veröffentlicht sehen? Lasst es mich wissen.
C.

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