Verbindlich frei

Wir leben in einer festen, weiblich geführten Beziehung. Mit nennenswerten BDSM Anteilen und großer D/s Komponente. Wir gehen gerne und häufig kinky aus, haben einen sehr bunten Freundeskreis, und ich organisiere mit Freuden selbst ab und an verspielte Femdom Mini-Events. Außerdem leben wir monogam.

Mir ist klar, dass ich – so fantastisch ich auch sein mag – unmöglich alles abdecken kann (oder will), für das sich das Eigentum begeistert. Zum Beispiel Shibari. Das ist etwas, zu dem ich einfach auf keiner Ebene einen Zugang finde. Weder sehe ich die künstlerische Schönheit in dem ganzen Geknote, noch kann ich die Emotionsebene da irgendwie für mich greifbar machen. Ganz ehrlich: ich hätte es gerne anders, habe aus eigenem Antrieb Workshops besucht, Bücher gelesen, war auf Fesseltreffs, habe zugesehen, mitgemacht, ja mich sogar selber fesseln lassen. Aber es gibt mir einfach nichts. Ich bin shibariblind. Und das, obwohl ich ein wirklich beachtliches Faible für restriktive Spiele habe.

Das Eigentum hingegen wird in den Seilen ganz wuschigglückselig und kriegt einen niedlich weggetretenen Träumerblick, sobald er gut und kunstvoll verschnürt wurde.
Es gefällt mir, dass er so empfinden kann, also soll er diese Erfahrungen auch machen. Und sich da weiter entwickeln. Er hat meine umfängliche Erlaubnis, so wie meine volle, aktive Unterstützung, das ausleben und genießen zu können. Neuerdings tut er dies mit einer seilbegeisterten Freundin, welche offenbar selber noch vorhat, diesbezüglich einiges dazuzulernen.
Okay, dass sie zwanzig Jahre jünger ist als ich und auch noch hinreißend aussieht, hätte jetzt meinetwegen nicht unbedingt sein müssen, aber gut, irgendwas ist ja immer, nicht wahr?!

Auch habe ich absolut kein Problem damit, ihn ganz generell durch andere, mir bekannte Femdoms bespielen zu lassen. Solange ich das selbst organisiert habe, oder gar dabei bin, habe ich auch daran großen Spaß – und empfinde keine Eifersucht, oder ähnlich negative Gefühle.

Anders sähe es hingegen aus, wenn ich den Verdacht hätte, da liefe etwas hinter meinem Rücken! Da habe äußerst eng gesteckte Grenzen. Oh, ich glaube, ich würde zur Harpyie werden und ihn einfach gnadenlos fressen, wenn ich da irgendwelche Vermutungen hegen müsste! Und nachdem ich ihn gefressen habe, würde ich ihn wieder ausspucken, nur um ihn nochmal langsamer zu fressen. Habe ich aber tatsächlich überhaupt nicht. Also solche Vermutungen. Oder ihn gefressen.
Bisher hat mir das Eigentum nicht einmal Anlass zum leisesten Misstrauen gegeben, was es mir wirklich erstaunlich leicht macht, ihm seine Freiräume (unter meiner Kontrolle, versteht sich) zuzugestehen.

Ich mag es, dass wir eine Verbindung leben, die uns Raum und Freiheit für immer neue, spannende, aufregende Situationen lässt, und dennoch von Verbindlichkeit und gegenseitigem Vertrauen geprägt ist.

Beziehungsanarchie oder gar Polyamorie wären absolut nichts für mich, dafür bin ich, wen wundert’s, einfach nicht geboren. Ebenso wenig wie – ich weiß, diese Frage käme jetzt eh bald – für´s Cuckolding.
Und ich hege die Vermutung, das Eigentum sieht das letztendlich ganz ähnlich. Falls aber nicht hat er eben Pech gehabt und muss sich fügen. Was anderes bleibt ihm ja eh nicht übrig, dem armen Kerl.

Antwort

  1. Avatar von

    Sehr schön geschrieben und genau so auch mein Ding.

    Freiheit in weit gesteckten Grenzen 😉

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