Tiefsee

Kennt ihr das, wenn sich Neigungen und Fantasien so überschneiden, dass sie sich nahezu perfekt ergänzen? Wenn man gemeinsam, auf derselben Wellenlänge schwingend, in einen situativen Flow kommt, der dermaßen mitreißend ist, dass die Realität einen Schritt zurück macht und nur das flirrende Gewaber des Augenblicks noch existiert?
Mir passiert es ab und an, nicht oft, dass ich in besonders intensiven Spielmomenten einen nahezu meditativen Zustand erreiche, den ich sonst nicht kenne und auch nicht wissentlich herbeiführen kann. Spannenderweise entsteht dieser Zustand jedoch nicht durch Entspannung und Loslassen, sondern durch Konzentration und Fokussierung. Und zwar auf mein Gegenüber, mein Tun und seine Reaktion.
Ich merke dann, wie sich mein Sichtfeld langsam eingrenzt, sich regelrecht zu einer Art „Tunnelblick“ reduziert, immer enger und enger werdend, nadelöhrartig, bis ich gar nicht mehr anders kann, als die Augen ganz zu schließen. Es kostet mich dann enorme Kraft und Überwindung, sie wieder zu öffnen, es wäre ein Leichtes, einfach im Dunkeln zu verweilen und wegzudriften. Aber dann ginge es ja nicht weiter, es käme zu einem absoluten Stillstand und der Moment würde unweigerlich enden. Was nicht sein darf. Also halte ich meine Augen offen, irgendwie, berühre, fühle, spüre. Und handle.
Ich weiß nicht, was dieser Zustand genau ist, ob es dafür einen Namen gibt. Ich kenne, von der passiven Seite, den Begriff des „Fliegens“. Das trifft es aber für mich nicht. Es ist kein luftig-leichtes, helles Fliegen oder Schweben, es ist eher ein tiefes, tiefes Tauchen, unter Wasser, gedämpft und dunkel, warm und sicher. Unerforscht. Ein Ort an dem ich nicht einmal atmen muss.
Es ist meine persönliche Tiefsee.

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