Zwei Ebenen der Konsequenz

Kürzlich wurde mir vorgeworfen, meine Texte seien zu kinkfixiert, zu sehr BDSM, zu wenig FLR. Tja, nun.

Mir ist natürlich absolut bewusst, dass zu einer FLR kein BDSM gehören muss. Auch kein Fetisch oder Kink. Eine FLR ist einfach schlicht und ergreifend das, was sie im Namen trägt: eine weiblich geführte Beziehung. Mehr nicht.

Nun ist es aber so, dass für das Eigentum und mich diese Dinge durchaus Teil unseres Miteinanders sind und sein sollen. Wir mögen das genau so.

Dass ich (und manchmal auch das Eigentum) hier über Kinksterkram schreiben, liegt also hauptsächlich daran, dass uns diese Gedanken gerade beschäftigen. Aber glaubt es, oder nicht: unser Alltag läuft ansonsten erstaunlich rund und insgesamt eher unproblematisch ab. Wir gehen beide unseren jeweiligen Berufen und Hobbys nach, kümmern uns um die Brut, machen was mit Freunden und Familie, kochen zusammen, finden Zeit für Zweisamkeit – und wenn doch mal was schief geht, reden wir miteinander.

Ja, wenig erstaunlicher Weise ist auch in einer weiblich geführten, kinklastigen Liebesbeziehung die offene Kommunikation das A und O. Er macht mitnichten meinen gesamten Haushalt und wird auch (eventuell zu seinem gelegentlichen Bedauern) nicht durchgehend nackt angekettet im Kellerverlies gehalten. Und ich bin weder ständig mies drauf, noch täglich in halsbrecherischen Overknees unterwegs. Sorry Kopfkinoakrobaten.

Trotzdem, dass ich entscheide, welche Regeln ich für ihn und unsere Partnerschaft aufstelle, und er diese dann einzuhalten hat, lachen wir sehr viel und gerne zusammen und kuscheln ausgiebig im Bett. Falls er es allerdings mit seinen Frechheiten übertreibt, muss er eben mit Konsequenzen rechnen.

Dass wir es bisher geschafft haben, diese Gratwanderung aus liebevoller, kommunikativer Beziehung und 24/7 BDSM-FLR weitestgehend harmonisch unter einen Hut zu bringen, liegt meiner Meinung nach hauptsächlich an ein paar wenigen Faktoren:

  1. Wir wollen diese Beziehung beide gleichermaßen und auf die selbe Weise.
  2. Wir haben sehr ähnliche Vorstellungen, Grenzen und Vorlieben, im Kink und auch im menschlichen Miteinander.
  3. Und das wohl Wichtigste in der Praxis: Wir vermischen keine Konsequenzen.

Was ich mit dem letzten Punkt meine? Nun, ich habe für mich festgestellt, dass ein beachtlicher Frustfaktor in Liebesbeziehungen mit BDSM-Anteil, das Ahnden von Alltagsvergehen mit BDSM-Konsequenzen (und vice versa) zu sein scheint. Und dass es insgesamt viel, viel harmonischer läuft, wenn ich dies vermeide. Konkret heißt das also: für Fehltritte und Vergehen, die irgendwie im Kinkkontext stehen, gibt es ebensolche Konsequenzen. Und wenn was anderes in Schieflage gerät, klären wir das über die Kommunikation.

Das führt dazu, dass ich ich es vollkommen selbst in der Hand habe, ob ich über seine gelegentliche Brattyness, oder einen kleinen Regelbruch seinerseits lache, oder es ihn bereuen lasse. Und er im Gegenzug nicht befürchten muss, dass etwas wie z.B. ein unerlaubter Orgasmus, zu einer Beziehungsgrundsatzdiskussion führt. Andererseits ist es aber auch klar, dass Problematiken, welche uns auf der Beziehungsebene erreichen, offen besprochen und nicht sexualisiert werden.

Natürlich ist es so, dass die Übergänge von „Erotik“ und „Beziehung“ durchaus fließend sind, oder zumindest sein können. Bisher konnten wir aufkommende Themen jedoch immer für uns beide zufriedenstellend zuordnen und abhandeln.

Kann natürlich sein, dass das für den einen oder anderen Leser nun enttäuschend pragmatisch klingt, und sich die Sache mit der dauerhaften Kellerhaltung deutlich positiver auf die Leserzahlen ausgewirkt hätte… Aber wir leben gut damit.

Hinterlasse einen Kommentar